Edelmetall für Tamineh
Paul mit Bestzeit auf Platz 8
Bestzeit auch für Luca - Bronzemedaille für Tamineh
Nach erfolgreicher Erfüllung der strengen DM-Qualifikationsnormen machten sich am vergangenen Wochenende fünf junge Athleten der WGL samt Familienangehörige und Betreuer auf den langen Weg ins mecklenburgische Rostock. Dort kämpften sie bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften, der nationale Saisonhöhepunkt für U18- und U20-Athleten, gegen fast 1400 Athleten aus 400 Vereinen um die begehrten nationalen Titel. Selbstverständlich zieht eine Veranstaltung dieser Größenordnung fast zwanlsläufig eine Vielzahl von Zuschauern an, einschließlich Medienberichterstattung und einem Livestream im Internet. Nicht zu vergessen das Interesse von US-amerikanischen Colleges, die die besten jungen Talente aus Deutschland für sich gewinnen wollen. Drei Tage lang tobte im Rostocker Leichtathletikstadion der Bär bei wechselhaften Wetter mit Wind, Wolken, Regen und gelegentlich auch Sonnenschein. Das traf auch auf Helen Müller (U18-Stabhochsprung) am Freitagabend zu, als ein Regensturm den Start ihres Wettkampfes verzögerte. Nach langer Wartezeit nahm sie aber ihre Anfangshöhe von 3,20 Metern im ersten Versuch sicher, scheiterte aber bei allen drei Versuchen an der nächsten Höhe von 3,35 Metern und belegte den 13. Rang in der Endabrechnung. Eine Platzierung unter den ersten Acht wäre für Helen sicherlich möglich gewesen, aber sie hatte sich im Vorfeld entschieden, mit einem neuen, härteren Stab zu springen. Dieser sollte es ihr ermöglichen, über ihre persönliche Bestleistung von 3,40 Metern hinauszukommen. Mit einem unbekannten Gerät zu springen, ist natürlich ein Risiko, aber Stabhochspringer sind nicht ohne Grund die Seiltänzer der Leichtathletik. Während Helen auf ihren Einsatz wartete, ging ihr Vereinskamerad Paul Mittnacht über 2000 Meter Hindernis der Altersklasse U20 an den Start. Es war sein erstes Rennen über diese Distanz seit dem Gewinn der Baden-Württembergischen Meisterschaft in Pliezhausen im Mai. Da neun der zehn Läufer, die bundesweit die 6:15,2 Minuten Qualifikationszeit unterboten hatten, anwesend waren, musste Paul lediglich einen seiner Kontrahenten hinter sich lassen, um unter die besten Acht zu kommen und bei der Siegerehrung dabei zu sein. Dies gelang ihm auch trotz Schnupfen, eines Strauchlers an einem Hindernisbalken in der zweiten Runde und eines Beinahe-Sturzes beim vorletzten Wassergraben. Als 8. Platzierte unterbot er seine persönliche Bestzeit deutlich mit einer baden-württembergischen Jahresbestleistung von 6:09,58 Minuten. Wie seine vier Vereinskameraden, die in Rostock am Start waren, wäre auch Paul im nächsten Jahr altersmäßig für die Deutsche Jugend-Meisterschaften startberechtigt. Am zweiten Tag der Meisterschaften traten die verbliebenen drei Mitglieder des WGL-Teams an: Tamineh Steinmeyer (U20-Stabhochsprung), Evelyn Sturm (U20-Hochsprung und 100 Meter) und Luca Neumeister (U18-3000 Meter). Tamineh hat sich in diesem Jahr trotz Abiturstress und damit verbundener Reduzierung des Trainings bis knapp an die magischen 4,00 Meter herangetastet, doch eine Fußverletzung, die sie sich bei dem Versuch zugezogen hatte, auf einen längeren Anlauf umzusteigen, setzte sie im Vorfeld von Rostock außer Gefecht. Glücklicherweise heilte ihr Fuß rechtzeitig aus, und als sie wieder auf einen 11-Schritte-Anlauf umstellte, zeigte sie eine souveräne Leistung. Sie stieg bei 3,45 Metern in den Wettkampf ein und meisterte alle Höhen bis einschließlich 3,80 Metern im ersten Versuch und gewann verdient die Bronzemedaille. Die zahlreichen Zuschauer in der stimmungsvollen Westkurve des Stadions begleiteten die Sprünge der Springerinnen mit enthusiastischen Anfeuerungen und rhythmischem Klatschen. Erst bei 3,90 Meter war für den Schützling von Jochen Eberhart Endstation. Nur ihre Rivalinnen Chiara Sistermann (4,05 Meter) und Lilly Samanski (4,00 Meter) lagen vor ihr. Als Nächstes war Evelyn Sturm an der Reihe, ihre unter Betreuung von Markus Pichlak verbesserten Sprung- und Sprintfähigkeiten zu zeigen. Nachdem sie die DM-Qualifikationsleistungen fast in letzter Minute erreicht hatte, ließ es sich Evelyn nicht nehmen, sowohl im Hochsprung als auch im fast gleichzeitig stattfindenden 100-Meter-Sprint anzutreten. Es wäre vielleicht zu viel erwartet, dass sie in beiden Disziplinen ihr Bestes geben würde, zumal sie erst in der Nacht zuvor nach einer 9-stündigen Reise in Rostock ankam. Dennoch zeigte sie wie gewohnt eine kämpferische Leistung, auch wenn sie nicht ihr ganzes Potenzial abrufen konnte. Ihre Anfangshöhe von 1,60 Metern im Hochsprung meisterte sie bei nassen und windigen Bedingungen sicher im ersten Versuch, bevor sie bei 1,64 Metern ausschied. Im 100-Meter-Lauf blieb sie jedoch weit unter ihren Möglichkeiten und schied im Vorlauf in 12,57 Sekunden aus. Immerhin reichte ihre Leistung im Hochsprung aus, um sich den 8. Platz und die Teilnahme an der Siegerehrung zu sichern. Als eine von nur zwölf U20-Frauen in Deutschland hatte sie in diesem Jahr die Qualifikationshöhe von 1,71 Metern erreicht. Nach einer zweistündigen Unterbrechung aufgrund eines Freundschaftsspiels zwischen Hansa Rostock und dem FC Sevilla im Stadion nebenan war Luca Neumeister an der Reihe, die WGL im 3000-Meter-Lauf der unter 18-Jährigen gegen ein großes Feld von 21 Startern zu vertreten. Etwas unerwartet entpuppte sich das Rennen als langsame und ruppige Angelegenheit mit einem Sturz, einem verlorenen Schuh und viel Gedränge und Geschiebe. Eine große Traube von Läufern, angeführt von den Favoriten, passierte 1000 Meter in 3:04 Minuten und 2000 Meter in 6:07 Minuten. Luca verbrachte den größten Teil des Rennens bis dahin im hinteren Teil des Feldes, nachdem er beim Versuch, nach vorne zu kommen, einen heftigen Schlag gegen das Schienbein und einen Ellbogenstoß abbekam. Als das Rennen zwei Runden vor dem Ziel an Fahrt gewann, war er zu sehr eingekesselt und zu schlecht platziert, um sich nach vorne ausrichten zu können. Doch mit einer 63-Sekunden Schlussrunde kämpfte er sich durch das Feld bis auf Platz 9 vor und ließ eine Reihe von Läufern mit schnelleren Qualifikationszeiten hinter sich, sehr zur Freude seines Trainers und des Landestrainers Jens Boyde. Seine Endzeit von 8:57,97 Minuten bedeutete persönliche Bestleistung und die schnellste Zeit eines U18-Athleten in Baden-Württemberg in diesem Jahr. Angesichts des taktischen Rennverlaufs wäre Luca jedoch sicher zu einer noch schnelleren Zeit fähig gewesen. (Bericht Alex)